leitlinie

NVL - Chronischer Kreuzschmerz

> 6/> 12 Wochen
chronische Kreuzschmerzen

> 6 Wo. mit psychosoz./arbeitsplatzbez. Risikofaktoren
> 12 Wo. ohne psychosoz./arbeitsplatzbez. Risikofaktoren
pfeilHochkant
  • Ein multidisziplinäres Assessment soll bei Patienten mit alltagsrelevanten Aktivitätseinschränkungen und unzureichendem Therapieerfolg trotz leitliniengerechter Therapie nach zwölf Wochen sowie bei Patienten mit einer Exazerbation von chronischen, nicht-spezifischen Kreuzschmerzen erfolgen.
  • Bei diesem Assessment werden möglichst umfassend und ganzheitlich die Beschwerden der Patienten erfasst, die Ergebnisse in einer multidisziplinären Fallkonferenz gewichtet und für die weitergehende diagnostische und therapeutische Planung berücksichtigt.
  • In der ambulanten Versorgung kann man beispielsweise die diagnostische Expertise aus dem ärztlichen, physiotherapeutischen und psychologischen Bereich kombinieren und sich telefonisch austauschen.
  • Ziel des multidisziplinären Assessments ist das Festlegen der weiteren Therapie mit der Möglichkeit der intensivierten hausärztlichen/orthopädischen Behandlung, einer multimodalen Schmerztherapie oder einer Rehabilitation.
  • Multimodale Behandlungsprogramme können intensive edukative, somatische (z. B. Trainingstherapie, Physiotherapie, Operation), psychotherapeutische, soziale (z. B. Sozialberatung bei arbeitsrechtlichen und finanziellen Problemen) und berufsbezogene Therapieanteile umfassen.
  • Multimodale Behandlungsprogramme sollen nur angewandt werden, wenn weniger intensive evidenzbasierte Therapieverfahren unzureichend wirksam waren. Eine multimodale Behandlung setzt grundsätzlich voraus, dass spezifische Störungen der Körperstrukturen mit dringendem Behandlungsbedarf („red flags”) ausgeschlossen wurden.
  • Die Inhalte der multimodalen Programme variieren stark. Arzt und Patient können das individuelle Behandlungskonzept gemeinsam erarbeiten.
  • In der Praxis werden sie von Schmerz- und Rehabilitationskliniken angeboten.

Zu den evidenzbasierten Behandlungsempfehlungen bei chronischem Kreuzschmerz

pfeilHochkant

Multimodale Behandlung

  • Sobald die fachärztliche bzw. Schwerpunktversorgung nicht mehr notwendig ist, gehen die Patienten mit einer Therapieempfehlung wieder in die hausärztliche Versorgung zurück.
  • Als Multimodale Schmerztherapie wird im kurativen Bereich die gleichzeitige, inhaltlich, zeitlich und in der Vorgehensweise aufeinander abgestimmte umfassende Behandlung von Patienten mit chronifizierten Schmerzsyndromen bezeichnet, in die verschiedene somatische und psychotherapeutische Verfahren eingebunden sind. Passive Maßnahmen werden dabei nur bei gesonderter Indikation in Einzelfällen eingesetzt.
  • Gemeinsam mit dem Patienten werden individuelle Therapieziele festgelegt.
  • Das Ziel ist die Wiederherstellung der objektiven und subjektiven Funktionsfähigkeit.
  • Behandlungsbausteine sind eine schmerzmedizinische Behandlung (medikamentöse Therapie, manuelle Therapie, etc.), Schulung und Information, Steigerung der körperlichen Aktivität, Körperwahrnehmungstraining, schmerz-psychotherapeutische Behandlungsmaßnahmen, Erlernung von Entspannungsverfahren.
  • Die Durchführung erfolgt im interdisziplinären Team.

 

Zu den evidenzbasierten Behandlungsempfehlungen bei chronischem Kreuzschmerz

  • Eine multimodale Therapie in der Rehabilitation richtet sich vor allem an Berufstätige mit dem Ziel der Wiederherstellung und Aufrechterhaltung der Erwerbstätigkeit, sowie an chronisch kranke Patienten ohne Erwerbsbezug mit dem Ziel, die Selbstversorgungsfähigkeit zu erhalten.
  • Die Dauer der Maßnahme liegt im Durchschnitt bei drei Wochen.
  • Behandlungsbausteine sind eine medizinische Behandlung (manuelle Therapie, etc.), Schulung und Information, Steigerung der körperlichen Aktivität, psychotherapeutische Behandlungsmaßnahmen, Erlernung von Entspannungsverfahren.
pfeilHochkant

Reevaluation: Besserung?

  • Besserung der Schmerzen bzw. Funktionsfähigkeit?
  • Wiederaufnahme üblicher Aktivitäten?
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  • Die Vorbereitung der Zeit nach der Behandlung (z. B. eigenverantwortliche körperliche Aktivität, Sport, usw.) soll integrativer Teil des Therapieplans sein.
  • Das primäre Ziel ist dabei die Überleitung von Therapieinhalten in selbständig durchgeführte Aktivitäten.

 

Mehr Infos: Nachschlagen – Prävention – Körperliche Aktivität und Bewegung

 

Zu den Therapiemaßnahmen im Überblick

nein_gelb
  • Die Langzeitbetreuung bei Patienten mit rezidivierenden oder chronischen Kreuzschmerzen kann wohnortnah durch den Arzt erfolgen.
  • Wichtig ist ein kontinuierlicher Austausch mit Ärzten anderer Fachdisziplinen.
  • Komorbiditäten bei Kreuzschmerzen wie Osteoporose, Schlaganfall, Depression, etc. sollten in der Therapie besonders berücksichtigt werden.

 

Zu den Therapiemaßnahmen im Überblick

Chenot JF, Greitemann B, Kladny B, Petzke F, Pfingsten M, Schorr SG: Clinical practice guideline: Non-specific low back pain. Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 883–90. DOI: 10.3238/arztebl.2017.0883. https://www.aerzteblatt.de/archiv/195478/Nichtspezifischer-Kreuzschmerz

 

Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale VersorgungsLeitlinie Nicht-spezifischer Kreuzschmerz – Langfassung, 2. Auflage. Version 1. 2017 [cited: 2018-04-06]. DOI: 10.6101/AZQ/000353. www.kreuzschmerz.versorgungsleitlinien.de