Mehr Infos: Nachschlagen – Bildgebende Verfahren bei nicht-spezifischen Kreuzschmerzen
Ausstrahlungen der Schmerzen ins Bein können Hinweise auf eine radikuläre Symptomatik sein.
Empfohlen wird:
Zur genauen Beurteilung der Kraft wird die Kraftgradskala verwendet, die sich von anderen gängigen manuellen Kraftbeurteilungen nicht wesentlich unterscheidet. Die Einteilung erfordert Übung zur Standardisierung. Schmerzbedingte Verfälschungen sind möglich.
In dem Fall werden Kreuzschmerzen durch benachbarte Organe ausgelöst, die nicht unmittelbar zu den knöchernen, muskulären oder diskoligamentären Strukturen der Wirbelsäule gehören:
Red flags sind Warnhinweise, die auf eine spezifische Ursache hinweisen.
Bandscheibenvorfälle im Bereich der Lendenwirbelsäule sind die Hauptursache für Ischialgien, die vom Bein bis in den Fuß ausstrahlen können. Die Prävalenz symptomatischer Bandscheibenvorfälle im Bereich der Lendenwirbelsäule beträgt etwa 0,2 bis 0,5%. Meist treten die Beschwerden im unteren Rücken nach akuter Belastung auf, während die ausstrahlenden Schmerzen im Regelfall nach einer gewissen Zeit auftreten. Klinisch können sich ein positives Lasègue-Zeichen sowie Änderungen der Sensibilität, Muskelkraft oder Reflexe zeigen. Je nach Verlauf ist ggf. eine bildgebende Diagnostik indiziert (MRT besitzt in dieser Fragestellung die höchste Sensitivität).
Bei den meisten Menschen heilt ein Bandscheibenvorfall von alleine aus. Eine Aufrechterhaltung der Aktivität wird empfohlen. Eine Operation ist in den seltensten Fällen nötig. Langfristig werden durch eine Operation keine besseren Ergebnisse erzielt als durch die konservative Therapie. Bei Patienten mit sehr starken Schmerzen kann eine Operation die Heilung aber beschleunigen. Sollten sich die Schmerzen innerhalb einiger Wochen/Monate nicht verbessern, aufgrund der Intensität mit Opiaten behandelt werden müssen und/oder gleichzeitig zunehmende Lähmungserscheinungen auftreten, muss zeitnah eine Operation erwogen werden.
Das Kaudasyndrom wird durch eine Schädigung der Nerven im unteren Rücken verursacht und ist häufig mit einem Bandscheibenvorfall assoziiert. Es handelt sich um einen medialen Bandscheibenvorfall oder Sequester, der auf den Conus medullaris oder die Cauda equina drückt (Ausfälle S2 bis S4). Durch Verschiebung können Bandscheiben die Nervenfasern reizen und komprimieren. Symptome sind Sensibilitätsstörungen und Lähmungen in Beinen oder Gesäßbereich (beidseitig ausstrahlende Schmerzen und Sensibilitätsstörungen im Reithosenbereich, Sphinktertonus und Analsphinkterreflex abgeschwächt). Des Weiteren kann eine Blasen- und Mastdarmlähmungen bis hin zur vollständigen Harn- oder Stuhlinkontinenz (Blasenlähmung mit Harnverhalt und im weiteren Verlauf Überlaufinkontinenz) auftreten. Sind diese Symptome vorhanden, ist eine sofortige operative Behandlung notwendig. Mögliche Ursachen eines Kaudasyndroms sind Lendenwirbelsäulen-Fraktur, medialer Bandscheibenvorfall, Rückenmarkstumor oder Infektion mit humanem Herpesvirus 6.
Die Scheuermann-Krankheit ist eine Wachstumsstörung der Rückenwirbel. Dabei wächst der hintere Teil der Wirbel stärker als der vordere. Die Keilform mit Abflachung nach vorne bewirkt im Bereich der Brustwirbelsäule einen Rundrücken, im Bereich der Lendenwirbelsäule einen Flachrücken.
Die meisten Patienten kommen nicht aufgrund von Schmerzen in die Sprechstunde, sondern weil sie über eine „schlechte Haltung“ oder einen Rundrücken klagen. Manchmal jedoch kann es bei oder nach einer sportlichen Aktivität zur verstärkten Ermüdung und Schmerzen im betroffenen Bereich des Rückens kommen. In Ruhe lassen die Schmerzen nach.
Die Erkrankung schreitet während des Wachstums über einige Jahre fort und kommt dann zum Stillstand. Zu diesem Zeitpunkt treten meist keine Schmerzen und Beschwerden mehr auf, aber die veränderte Form der Wirbelsäule bleibt bestehen.
Sehr selten werden Nerven, die dem betroffenen Bereich der Wirbelsäule entspringen, eingeklemmt, wodurch es zu Schmerzen, Empfindungsstörungen oder Funktionsstörungen bestimmter Muskelgruppen kommen kann.
Bei der dreidimensionalen Achsenabweichung liegen einzelne Wirbel vertikal und horizontal rotiert aufeinander und verursachen dadurch eine Krümmung von mindestens 10 Grad. Von idiopathischer Skoliose spricht man, wenn keine klare Ursache vorliegt. Die Prävalenz steigt mit zunehmendem Alter an, d. h. die idiopathische Skoliose verursacht selten Schmerzen im Kindes- und Jugendalter, öfters jedoch bei Erwachsenen. Sie zeigt sich meist erstmals durch einen sogenannten Rippenbuckel, eine Lendenwulst oder durch eine Asymmetrie (Höhenunterschiede) in Schultern, Brust oder Becken. Bei Erwachsenen kann eine Skoliose zu Atembeschwerden führen.
Kongenitale Skoliosen sind auf Fehlformationen bzw. Fehlsegmentierungen der Wirbelkörper, neuromuskuläre Skoliosen auf ein muskuläres Ungleichgewicht zurückzuführen.
Die Entstehung einer Skoliose lässt sich nicht verhindern. Der Fokus liegt deswegen auf dem frühzeitigen Erkennen der Krankheit, um zeitnah eine Therapie zu beginnen.
Bei einer Spinal(kanal)stenose ist der Wirbelkanal verengt und dadurch der Raum für Nerven und Gefäße limitiert. Es handelt sich um eine relativ seltene Erkrankung, die meist bei über 65-jährigen Menschen vorkommt. In der Altersgruppe über 65 Jahre beträgt die Prävalenz von Spinalstenosen laut älteren Studien 1,7 bis 6%. Ein Bandscheibenvorfall oder eine Degeneration der Bandscheibe können ursächlich sein für eine Einengung des Spinalkanals. Das Hauptsymptom sind Rückenschmerzen oder Beschwerden beim Gehen oder Stehen, die ins Gesäß, in die Ober- und Unterschenkel oder Füße ausstrahlen (neurogene Claudicatio intermittens). Die Schmerzen im Bein können durch Missempfindungen, einer Schwäche und einem Schweregefühl der Beine begleitet werden, die zu einer verkürzten Gehstrecke führen. Durch eine Entlordosierung (z. B. durch Sitzen oder Stehen mit vorgebeugtem Oberkörper) kann eine Symptomlinderung geschaffen werden. Meist reicht eine konservative Behandlung aus. In Ausnahmefällen kann eine Operation erfolgen, wobei die Mikrodekompression zu präferieren ist.
Eine Spondylolyse beschreibt eine Spaltbildung zwischen den Wirbelkörpern (zwischen oberem und unterem Gelenkfortsatz). Diese tritt meist im unteren Rücken auf. Ursachen hierfür sind Fehlbildungen (dysontogenetisch), Tumore, Verletzungen oder iatrogen (nach operativem Eingriff). Eine Spondylolyse kann zur Spondylolisthesis führen, die durch das nach vorne Gleiten eines Wirbels in Relation zum angrenzenden tiefer liegenden Wirbel gekennzeichnet ist.
Patienten mit Spondylolyse oder Spondylolisthesis klagen über tiefe lumbale Rückenschmerzen, zum Teil mit ausstrahlenden Schmerzen. Oft werden die Schmerzen im Liegen, im Sitzen und in gebeugter Rückenposition besser. Manche Betroffene haben jedoch keine Schmerzen. Bei vorliegender Symptomatik ist eine klinisch-radiologische Diagnostik gerechtfertigt.
zum NVL-Kapitel: Definition, Epidemiologie und sozioökonomische Bedeutung
Die Spondylarthrose ist eine ossäre Reaktion des Wirbelkörpers auf degenerative Bandscheibenveränderungen. Sie ist asymptomatisch, ein rein radiologischer Befund und keine Krankheit im engeren Sinn. Eine Spondylose kommt überwiegend bei Personen über 40 Jahre vor und es finden sich dabei knöcherne Randanbauten (Osteophyten) entlang der vorderen und seitlichen oberen und unteren Wirbelkörperkanten. Funktionsbeeinträchtigungen können als Folge auftreten, wenn es zur Beeinträchtigung neuronaler Strukturen kommt, etwa bei einer Wurzelkompression durch Höhenminderung der Wirbelzwischenräume oder wenn die Beweglichkeit durch die knöchernen Anbauten in einem oder mehreren Segmenten reduziert oder aufgehoben (Spondylodese) ist.
Die Spondylarthrose (Synonym: Facettensyndrom) ist ein lokaler lumbaler Kreuzschmerz, der durch eine Veränderung der Wirbelgelenke eines oder mehrerer Bewegungssegmente ausgelöst wird. Als mögliche Ursachen der Erkrankung gelten eine degenerative Veränderung des Facettengelenkes, eine lumbale Hyperlordose oder eine insuffiziente muskuläre Stabilisierung. Des Weiteren können entzündliche Arthritiden, akute und chronische Infekte sowie Traumen für die Entstehung verantwortlich sein. Die Therapie ist in der Regel konservativ.
Mehr Infos: Nachschlagen – Risikofaktoren für eine Chronifizierung akuter Kreuzschmerzen
Mehr Infos: Nachschlagen – Risikofaktoren für eine Chronifizierung akuter Kreuzschmerzen
Nach vier bis sechs Wochen werden bei Verdacht auf eine spezifische Ursache der Kreuzschmerzen neben weiterer Bildgebung auch ggf. weitere Fachdisziplinen (Neurologie, Neurochirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, physikalische und rehabilitative Medizin, Rheumatologie, Radiologie sowie Arbeitsmedizin) miteinbezogen.
Chenot JF, Greitemann B, Kladny B, Petzke F, Pfingsten M, Schorr SG: Clinical practice guideline: Non-specific low back pain. Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 883–90. DOI: 10.3238/arztebl.2017.0883. https://www.aerzteblatt.de/archiv/195478/Nichtspezifischer-Kreuzschmerz
Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale VersorgungsLeitlinie Nicht-spezifischer Kreuzschmerz – Langfassung, 2. Auflage. Version 1. 2017 [cited: 2018-04-06]. DOI: 10.6101/AZQ/000353. www.kreuzschmerz.versorgungsleitlinien.de